Sunday 21 August
from 14:00 CEST until 12:00 noon on Monday 22 August
Erwin Stache
Ich höre Stimmen – irgendwo / I hear voices – somewhere
Verschiedene meiner Klanginstallation haben weder einen musikalischen Anfang noch ein Ende. Man geht an den Ort der Installation und verlässt ihn und bestimmt somit selbst Anfang und Ende des Klang- oder Musikstückes. Ich möchte einige meiner vorhandenen Installationen akustisch bearbeiten, deren Algorithmen übernehmen und in Echtzeit für das Radio abspielen lassen. Dabei werden die interaktive Objekte zufällig bespielt. Das, was sonst ein Besucher macht, soll der Computer simulieren. Er entscheidet, was die Person verändert und auch wie viele Personen sich einbringen. Die Installationen heißen u.a.: Saitenkästenmatrix, Bodenhülsenorgel, Zeit und Klang, Von B nach M und zurück.
Ein neues Projekt beschäftigt sich mit dem Chorstück: "Selig sind die Toten" von Heinrich Schütz. Diese Stück soll akustisch zerlegt, gestreckt und als Installation hörbar verändert werden. Geplant ist eine Installation im Stadtpark von Weißenfels, der auch gleichzeitig ein Friedhof ist. Die einzelnen Stimmen sollen aus Steinen heraus erklingen.
Bodenhülsen einer Sorte sehen alle gleich aus, klingen aber in unterschiedlichen Tonhöhen, wenn man sie z.B. mit einem Hammer anschlägt. Das liegt an Fertigungsunschärfen. Jeder Baumarkt hat zwar die gleichen Teile im Angebot, aber in verschiedenen Tonhöhen auf Lager, ohne dass er es wahr nimmt, da es für die eigentliche Funktion ohne Bedeutung ist. Für mich sind es aber Glissandi im Vierteltonabstand und eine spannende Entdeckungsreise von Baumarkt zu Baumarkt.
Ich versuche, 22 Installationen zu bearbeiten und möchte zu jeder vollen Stunde einen Querschnitt durch alle Teile erstellen - eine akustische Zusammenfassung sozusagen. Kurze Klangmomente, die anschließend in ein meditatives Hörerlebnis übergehen. Die Stunde fängt schnell an und hört langsam auf. Jede Stunde hat eine eigene Geschichte, die vor dem Klang zu hören ist.
14 bis 18 Uhr: 10 Minuten von Bens Workshop - danach Klangfragmente - Variationen
18 Uhr: "Esch voller Röhren" Teil1 - durchkomponiert auf eine Stunde
19 bis 22 Uhr: 10 Minuten von Bens Workshop - danach Klangfragmente - Variationen
22 Uhr: 15 Minuten von Bens Workshop, danach eine Begegnung mit einer Besucherin in der Ausstellung mit Röhrenklangobjekten im Bridderhaus
23 bis 6 Uhr: Kombinationen - Automatismen - Kompositionen
6 bis 8 Uhr: Probe Atonor mit Erwins Instrumenten, danach Ausstellungseröffnung
8 bis 10 Uhr: Gesamter Workshop, danach Klangfragmente - Variationen
10 Uhr: Kombinationen - Automatismen - Kompositionen
11 Uhr: "Esch voller Röhren" Teil2 - durchkomponiert auf eine Stunde
Ein einfaches Smartphone hat ca. 10 Milliarden Transistoren. Hier auf dem Fußboden liegen ca. 5000 Transistoren in der Form der alten Röhren. Um mit Röhren ein Smartphone zu bauen, bräuchte man 2 Millionen mal so viel Röhren. Die mit Röhren bedeckte Fläche hier im Raum beträgt ca. 7m². Die Fläche der Röhren, die man für das Smartphone bräuchte wäre dann 14 km² groß. Die Stadt Esch hat eine Fläche von 14,35km². Man müsste also die gesamte Stadt, auch jede Wohnung, jeden Raum mit diesen Röhren auslegen, um damit ein einfaches Smartphone herzustellen, abgesehen von den Teilen, die es ja noch gar nicht gab.
Wir sprechen hier von einer Entwicklung von lediglich ca. 90 Jahren Menschheitsgeschichte.
Some of my sound installations have neither a musical beginning nor an end. You go to the place of installation and leave it and thus determine the beginning and end of the sound or piece of music yourself. I would like to acoustically process some of my existing installations, take over their algorithms and play them in real time for the radio. The interactive objects are played randomly. The computer is supposed to simulate what a visitor normally does. It decides what the person changes and also how many people get involved. The installations are called: string box matrix, ground socket organ, time and sound, from B to M and back.
A new project deals with the choral piece: "Selig sind die Toten" by Heinrich Schütz. This piece should be acoustically dismantled, stretched and audibly changed as an installation. An installation is planned in the city park of Weißenfels, which is also a cemetery. The individual voices should sound out of stones.
Ground sockets of one type all look the same, but sound at different pitches if you hit them with a hammer, for example. This is due to manufacturing inaccuracies. Every hardware store offer the same parts of these objects, but in different pitches without noticing, as it is irrelevant to the actual function. But for me there are glissandi in quarter tone intervals and an exciting journey of discovery from hardware store to hardware store.
I am trying to work on 22 installations and would like to create a cross-section of all parts on the hour - an acoustic summary. Short moments of sound, which then turn into a meditative listening experience. The hour starts quickly and ends slowly. Each hour has its own story that can be heard before the sound.

Erwin Stache, in Schlema im Erzgebirge geboren, ist Musiker, Komponist, Klangkünstler und Objektebauer. Er lebt bei Leipzig. Er hat begonnen, Physik, Mathematik, Pädagogik zu studieren, um später auf Klavier (Studium bei Ralf Rank) und Orgel (bei Konrad Heinig) umzusteigen. Seine Installationen verbinden Klang und Musik mit bildkünstlerischen Elementen und basieren zumeist auf einer humorvollen Verfremdung alltäglicher Gegebenheiten. Er erfindet neue Musikinstrumente, realisiert Dauerinstallationen im öffentlichen Raum und baut Hörspielplätze, wo Spielgeräte zu Klangobjekten werden. Einige Objekte befinden sich in Museen und an Erlebnisorten. 2002 gründete er die Gruppe Atonor, junge Menschen, die mit seinen Instrumenten und Klangobjekten arbeiten und Konzerte geben. Mit Installationen, Konzerten und Performances war Stache auf vielen wichtigen Festivals (Donaueschingen, Witten, München usw). Einladungen zu längeren Arbeitsaufenthalten gab es nach Asien und Afrika.
Erwin Stache, born in Schlema in the Erzgebirge, is a musician, composer, sound artist and object artist. He lives near Leipzig. He has begun studying physics, mathematics, pedagogy, to switch later into the piano (study with Ralf Rank) and the organ (church music director Konrad Heinig). His installations combine sound and music with artistic elements and are mostly based on a humorous alienation of everyday objects. He invents new music instruments, realizes permanent installations in the public space and builds music - playgrounds, where playing devices become sound objects. Some of the objects are located in museums and world of experience. In 2002 he founded the group Atonor, young people who work with their instruments and sound objects and give concerts. With installations, concerts and performances Stache was at many important festivals(Donaueschingen, Witten, Munich, etc. There were invitations to longer work stays to Asia and Africa.